Leerstand & Zwischennutzung in Wien

24 Juli 2020

TEXT & FOTOS: LIA RÖCK, HERAUSGEBER: HTTPS://WWW.GUIDING-ARCHITECTS.NET/DE/NACHRICHTEN/

In Wien werden immer häufiger Leerstände einer Zwischennutzung zugeführt, um für Kreativität Raum zu schaffen oder um Neues zu testen und auszuprobieren. Die Belebung von Immobilien durch Kurzzeitmieter, die Steigerung der Bekanntheit des Ortes und die Möglichkeit der Potenzialentfaltung für kreativ Arbeitende sind positive Effekte, die Immobilieneigentümer vermehrt erkennen und schätzen lernen.

Foto: Bürogebäude UniCredit Bank Austria
So stellte die UniCredit Bank ihre markanten Gebäudekomplexe von ehemaligen Büroräumlichkeiten direkt beim Praterstern zwei Jahre hintereinander für kurze Zeit dem Wiener Kunstformat „Parallel Vienna – Art Fair“ als Ausstellungsfläche zur Verfügung. Diese geheimen Hallen der Bank konnten so zum ersten Mal von der Öffentlichkeit begangen und die eintönig wirkenden Büroräume in einem außergewöhnlichen Kontext erlebt werden.

Foto: ehemaliges Gewerbehaus
Dieses Jahr im September plant die „Parallel“, das ehemalige Gewerbehaus der Wiener Handelskammer zu bespielen. Das Gebäude steht aufgrund des Umzugs in einen Neubau am Praterstern ebenfalls seit einiger Zeit leer. Eine Besichtigung des von Architekt Carl Appel 1954 errichteten Bürobaus ist mit Voranmeldung beim „Neuen Wiener Kunstverein“, der den 3. Stock als Galerie zwischenzeitlich nutzt, möglich. Das schön gestaltete Entree mit großzügiger Treppenanlage und der große Vortragssaal sind architektonische Highlights. In den oberen Stockwerken bietet sich dem Besucher durch die markante, leicht erhöhte Lage ein grandioser und einzigartiger Ausblick in Richtung des ersten Bezirks. Eine Sanierung und Adaptierung der ehemaligen Büroräumlichkeiten in ein Hotel ist durch einen Immobilienverwerter geplant.

Foto: ehemaliges Sophienspital
Seit kurzem erfuhr das ehemals als Geriatrie genutzte Sophienspital in unmittelbarer Nähe zum Westbahnhof, nach vier Jahren Leerstand eine Neubelebung. Der erst 1999 errichtete langgezogene Querriegel von Architekt Kohlbauer wird für ca. ein Jahr für Ateliers und Co-Working Spaces zwischengenutzt, bevor das Gebäude abgebrochen und durch einen Wohnneubau ersetzt wird. Mit Voranmeldung ist eine Besichtigung des Hauses möglich, das durch den vor kurzem der Öffentlichkeit zugänglich gemachten Park erreichbar ist. Auf der ca. 400m2 großen Dachterrasse betätigen sich ambitionierte Gärtnergruppen und testen, welche Bepflanzungen mit Nutz- und Zierpflanzen in dieser exponierten und anspruchsvollen Lage am Besten gedeihen.

Eine erst kürzlich ins Leben gerufene Zwischennutzung eines stillgelegten Parkdecks im 16. Wiener Gemeindebezirk namens „Garage Grande“ lässt Spannendes erwarten. Neues soll hier ausprobiert und kreative Ideen zu Themen wie Stadtklima und Begrünung erarbeitet sowie mit Kunst- und Kulturevents abgerundet werden.

Jedes Bauwerk und jeder Ort sind für sich einzigartig. Durch die Zwischennutzung können Orte allgemein für die Öffentlichkeit zugänglich und nutzbar sowie Baukultur erlebbar gemacht werden. Die Schnelllebigkeit und Vergänglichkeit dieser Projekte macht das Erlebnis des Einblicks zu etwas sehr Speziellem.

Wir verwenden Cookies, um unsere Webseite für Sie möglichst benutzerfreundlich zu gestalten. Wenn Sie alle Funktionen unserer Seite nutzen wollen, klicken Sie auf OK.
Weitere Informationen:
Datenschutzerklärung ok